Hochwasser am Rhein als reales Schadensereignis

Die letzten großen Hochwasser am Rhein gab es 1993 und kurz darauf 1995. In den Niederlanden drohten 1995 die Deiche zu brechen, hielten dann aber doch stand. 200.000 Menschen und eine Million Tiere wurden vorsorglich evakuiert. Geschätzt wird, dass sich das möglicherweise betroffene Gesamtvermögen in den hochwassergefährdeten Gebieten des Rheins auf etwa 1.500 Milliarden Euro beläuft.

Als Konsequenz daraus haben die Rhein-Anrainer-Staaten im Jahr 1998 in Rotterdam einen ambitionierten, mit konkreten Zielvorgaben ausgestatteten Aktionsplan Hochwasser mit einem Kostenvolumen von 12 Milliarden Euro bis 2020 verabschiedet. Er zielt darauf ab, das Hochwasser-risiko und die Extremwasserstände zu verringern und damit Menschen und Güter bis 2020 besser vor Hochwasser zu schützen.

Hochwasser am Kölner Rheinufer, April 1983 (Quelle: Deutsches Bundesarchiv B 422 Bild-0086)

Hochwasser am Rhein als Übungsszenario

Mit dem Naturereignis Hochwasser (am Rhein) wurde gezielt eine Lage gewählt, um neben dem Regierungspräsidium als höhere Katastrophenschutzbehörde alle Stadt- und Landkreise des Regierungsbezirks mit ihren unteren Katastrophenschutzbehörden sowie mehrere Gemeinden als Rheinanlieger an der Übung zu beteiligen.

Mehrere Übungsziele wurden verfolgt

Die Eskalation der Hochwasserlage sollte einerseits die Möglichkeiten und Grenzen von Einsatzkräften und Ressourcen bei direkt betroffenen Gemeinden und Kreisen aufzeigen, andererseits die Unterstützungsmöglichkeiten durch die weniger betroffenen Kreise im Hinterland darstellen. Erstmals und bezirksweit sollte in diesem Größenumfang das kreisübergreifende Kräftemanagement geübt werden. Die Bedeutung des Integrierten Rheinprogramms des Landes Baden-Württemberg mit dem Ziel eines 200-jährigen Hochwasserschutzes entlang des Oberrheins sollte ebenfalls herausgestellt werden.

Übungsbeteiligte

Die Übung warals Stabsrahmenübung und Vollübung im Oktober 2012 geplant. Die Übung wurde dabei in drei Abschnitten durchgeführt:

  • In der Informationsstufe wurde in einem mehrtägigen Vorlauf (08. bis 11. Oktober) die Hochwasser- und Unwetterlage in der Entwicklung dargestellt. Übungsteilnehmer konnten dieses Ereignis in einem knapp bemessenen Zeitfenster in der Regeldienstzeit mitverfolgen und erste Überlegungen anstellen. Gleichzeitig wurden Kommunikationsmöglichkeiten und die Erreichbarkeiten getestet.
  • Während der Stabsrahmenübung (12. Oktober) sollte das Zusammenwirken zwischen den eingesetzten Stäben der Katastrophenschutzbehörden geübt werden. Dabei wurden auch die Gemeinden, die als Rheinanlieger an der Übung teilnehmen, mit eingebunden. Schwerpunkt war dabei die Erprobung des kreisübergreifenden Kräftemanagements auf Grundlage des Stärke- und Gliederungserlasses, der Einsatz des Flutinformations- und –überwachungssystems (FLIWAS) sowie die Nutzung der Informationsplattform „Elektronische Lagedarstellung für den Bevölkerungsschutz (ELD-BS)“. Zielsetzung für den eigenen Verwaltungsstab war aber auch die Harmonisierung der Zusammenarbeit zwischen den Stabsbereichen und eine klare Aufgabenverteilung bei den einzuleitenden und durchzuführenden Maßnahmen.

Zur Vorbereitung dieses Abschnitts gehörten mehrere Informationsveranstaltungen für unterschiedlich zusammengesetzte Teilnehmergruppen, Weiterbildungen für Führungskräfte im Verwaltungsstab und im Katastrophenschutz sowie Alarmierungs- und Kommunikationstests.

  • Die Vollübung, die sich am Samstag, den 13. Oktober in Altlußheim (Rhein-Neckar-Kreis) anschloss, war von den ersten beiden Abschnitten abgekoppelt. Durch sie sollte ein breites Basiswissen zum Hochwasserschutz vermittelt werden und damit den Teilnehmern ermöglichen, in ihrem Wirkungsbereich (Kreis, Gemeinde) als Multiplikatoren aufzutreten. Unter dem Thema „Zeitgemäßer Hochwasserschutz“ wurden ausgewählte Führungskräfte im Katastrophenschutz aus den zwölf Stadt- und Landkreisen sowie aus den Katastrophenschutzbehörden im Rahmen einer Aus- und Weiterbildungsveranstaltung durch Fachkräfte informiert und praktisch geschult. Während der Vormittag die Marschübung der Teilnehmer mit ihren Einsatzfahrzeugen und Vorträge zum Thema Hochwasserschutz in der Rheinfrankenhalle umfasste, war der Nachmittag mit einer mehrstündigen Stationsausbildung im nahe gelegenen Kieswerk der Firma Krieger KG verbunden.

                      Bild 4: Stationsausbildung im Kieswerk der Firma Krieger KG

Bild 5: Station 1 Großfahrzeug der Bundeswehr (Dachs)

Bild 6: Station 2 Motorrettungsboot der DLRG

Bild 7: Station 4 Sandsackbefüllanlage

Durch die Veranstaltung sollte ein breites Basiswissen zum Hochwasserschutz vermittelt werden, die es den Teilnehmern ermöglichte, in ihrem Wirkungsbereich (Kreis, Gemeinde) als Multiplikatoren aufzutreten.

Mit einer Beteiligung von 360 Übungsteilnehmern, ca. 150 Personen als Organisationspersonal aus dem gesamten Regierungsbezirk einschließlich Beobachtern und Gästen sowie einer Vielzahl von Hilfsorganisation war dieser Abschnitt besonders öffentlichkeitswirksam.